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Das Interview mit Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Das folgende Interview hat Peter mit Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
(BJHW) per E-Mail geführt. Sie war so freundlich, sehr ausführlich
auf die Fragen zu beantworten.
Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer ist 43 Jahre alt und politische
Journalistin in Stuttgart und schrieb insgesamt 16 Bücher ("???
verraten Tips und Tricks" mit einbezogen).
Last Update: 27.09.01
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Wie alt sind Sie und wo wurden Sie geboren ? Ihr jetziger Wohnort
ist...
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Ich bin 43 Jahre alt, in Wien geboren, seit 1980 in Stuttgart und
seit einem Jahr zeitweise auch wieder in Österreich (Bad Ischl).
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Ihre erste ???-Folge...
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Mein erstes Drei-???-Buch war Tatort Zirkus, und die Entstehungsgeschichte
war ungewöhnlich. Ich habe mir gemeinsam mit meinem Mann rund
20 verschiedene Plots ausgedacht - viele sind später in Bücher
umgesetzt worden, manche nicht (zum Beispiel eine Hacker-Geschichte
rund um einen Sektenchef, ein Fall rund um ein Überlebenstraining
in der Mojave Wüste, ein Go-Kart-Fall, der in der Formel-I
endet oder eine Rodeo-Betrügerei. Die Plots - jeweils einige
Sätze, wo das Buch spielt und worum's geht - haben wir dann
Kindern im LeserInnenalter vorgelegt und bewerten lassen. Zu unserer
großen Überraschung hat Tatort Zirkus und nicht eine
Sportgeschichte oder ein Fantasyfall die meisten Punkte bekommen
- und so wurde, ganz dem LeserInnen-Wunsch entsprechend - Tatort
Zirkus auch als erstes realisiert.
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Ihr Lieblings-Henkel-Waidhofer-Buch...
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Das sind drei - passend zu den drei ??? - eben: Tatort Zirkus,
weil's das erste war (und es ganz schön aufregend ist, zum
ersten Mal einen Jungendkrimi zu schreiben), Fußball-Gangster,
weil ich zufrieden bin mit der Krimihandlung, mit der Rolle der
Mädchen und der Tatsache, dass das Ganze auf sehr realen Gegebenheiten
in den USA basiert. Und nicht zuletzt: Geheimnis der Särge,
weil's in Höhlen und Katakomben spielt, die's wirklich gibt
- auf der Schwäbischen Alb und in Wien, wo ich ja herkomme.(Und
die Eisdiele, in der sich die Drei ??? treffen, gibt's auch, und
dort entsteht das beste Erdbeer-Eis der ganzen Welt!)
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Warum haben Sie 1997 aufgehört für Kosmos zu schreiben
?
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Entweder - oder. Ich habe - unter tatkräftiger Mithilfe meines
Mannes, der auch politischer Journalist ist (Rolf Peter Henkel)
- zwischen 1993 und 1997 16 Bücher geschrieben. Das ist ganz
schön viel Arbeit nebenher. Ich habe meine Freizeit und meine
Urlaube vor allem mit Justus, Peter und Bob, mit Lys, Kelly und
Elizabeth verbracht. Ich hätte gerne weitergemacht, aber allein
von den Drei ??? läßt sich (leider) nicht leben ...
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Was ist für Sie das Besondere an den drei ??? ?
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Ich find' es toll, dass die drei Jungs so viele Wandlungen mitgemacht
haben und - im Grunde - dabei doch die selben geblieben sind. Jeder
Autor und jede Autorin versucht die eigene Handschrift - in Maßen
natürlich - zu hinterlassen. Ich habe den Mädchen eine
andere, aktivere Rolle als die der Tennisschläger-Trägerinnen
und Cca-Cola-Holerinnen aus früheren Büchern gegeben.
Und ich wollte Justus aus der Klischee-Ecke der pummeligen Intelligenz-Bestie
ohne Freundin holen und habe deshalb aus dem Verschwundenen Filmstar
Lys übernommen. Dadurch hat er sich natürlich verändert,
ohne aber die charakteristischen Züge zu verlieren. Sie sind
einfach starke Figuren, unsere drei Jungs - das zeigt nicht zuletzt
das 100. Jubiläum.
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Gibt es ein bestimmtes Erlebnis, das Sie persönlich mit
den drei ??? verbinden ?
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Viele. Ich bin damals, als ich die Drei ??? schrieb, immer mit
dem nächsten Buch im Hinterkopf durchs Leben gegangen und habe
bei Dutzenden kleinen Ergebnissen gedacht, ob ich das wohl brauchen
kann für die Krimi-Handlung? Einmal, zum Beispiel, war ich
im Winter wandern und habe meine Fußspuren betrachtet. Plötzlich
ging mir auf, dass ich in einem der nächsten Bücher eine
Situation herstellen muss, in der ein Verdächtiger mit selbstgebastelten
Sohlen unterwegs ist, die an der Ferse und den Zehen völlig
identisch aussehen, so dass nicht festzustellen ist, ob die Spur
zu einem Haus hin oder von einem Haus wegführt - Justus hätte
die Frage natürlich geklärt, aber das Buch ist dann nicht
mehr geschrieben worden. Solche Puzzle-Steine für Krimi-Fälle
hab' ich in meiner Zeit als Autorin unentwegt gesammelt. Und noch
eine zweite Art Erlebnisse verbinde ich mit den Drei ???. Ich gehe
immer wieder in Schulen lesen. Es macht unheimlich viel Freude mitzuleben,
wie die eigenen Bücher ankommen, und es ist sehr interessant,
über kritische Anmerkungen zu diskutieren.
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Würden Sie noch einmal ein ???-Buch schreiben, wenn man
Sie fragen würde ?
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Ich habe noch ein Exposé rund um Go-Kart-Rennen und die
Formel-I (die Parallelen zu den Schumachers sind beabsichtigt gewesen).
Das Buch ist nie geschrieben worden, ich würde es aber noch
immer sehr gerne realisieren, wenn mich jemand fragt. An Ideen jedenfalls
wäre kein Mangel.
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Verfolgen Sie den Fortgang der Serie immer noch ? Wie bewerten
Sie ihn ?
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Natürlich. Mir gefallen die, die ihre Schwerpunkt in der realen
Welt haben, am besten. Denn ich finde - auch selber als begeisterte
Krimileserin - die reale Welt ist so spannend, dass nicht Gespenster,
Geister oder Gruseliges her müssen, um Spannung künstlich
zu erzeugen.
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Bekommen Sie viel von den Diskussionen im Internet mit?
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Ja, und dabei ist mir natürlich auch ddf-online.de längst
untergekommen.
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Eines Ihrer beliebtesten Bücher ist "Geisterstadt".
Dabei beschreiben Sie die Schönheit des Lake Tahoe und Umgebung.
Waren Sie selbst einmal dort ?
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Ich war am Lake Tahoe. Ich war überhaupt überall dort,
wo ich die Drei ??? hingeschickt habe. Ich kenne die Westküste
gut, Los Angeles oder selbst Ventura, aber auch Sedona, wo Giftiges
Wasser spielt, die Geschichte rund um einen Umwelt-Skandal, der
Justus fast den Verstand raubt. Ich habe beim Schreiben aller Bücher
immer eine Land- und Straßenkarte auf dem Schreibtisch liegen
gehabt, weil ich finde, dass ganz genauso wie bei Erwachsenen-Krimis
die Rahmenbedingungen, die Entfernungen, die Landschaft oder der
Straßenverlauf auch in Jugendkrimis stimmen müssen. Deshalb
spielt Geheimnis der Särge auch in richtigen Höhlen, deshalb
gibt's die Eisdiele (Tichy) in Wien auch wirklich. In Geisterstadt
spielt übrigens auch eines dieser vielen kleinen Erlebnisse
eine wichtige Rolle. Irgendwann im Schiurlaub ist mir aufgefallen,
dass auf Gehwegen über den Kellern von Häusern der Schnee
immer viel schneller schmilzt - vor allem, wenn sie bewohnt sind.
Und das hilft den Drei ??? bekanntlich entscheidend weiter.
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Wie kamen Sie auf die Idee, die drei Detektive in den Folgen
"Diamantenschmuggel", "Schattenmänner",
"Das Geheimnis der Särge" und "Der Schatz im
Bergsee" auf Europa-Trip zu schicken ?
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Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass mir die Gegend rund
um Rocky Beach angesichts der vielen Bücher in so kurzer Zeit
irgendwann zu eng geworden ist. Ich wollte, dass die Drei ??? auch
was sehen von der Welt. Da kam Fußball-Gangster und die Belohnung
durch den Weltfußball-Verband gerade recht. Und dass die Drei
??? dann nicht allein in London bleiben und sofort wieder zurückfliegen,
ohne auch anderes von Europa kennengelernt zu haben, dass ist doch
selbstverständlich, oder?
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In "Dreckiger Deal" wird die Unterdrückung der
Schwarzen oder Drogenprobleme beschrieben. Wann und warum kam Ihnen
die Idee, dies zu einer ???-Story zu machen.
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Ich habe einen einzigen Kritikpunkt an der ganzen Serie, jedenfalls
an vielen der Bücher, die in Amerika produziert worden sind.
Das war nicht Amerika, das war eine Kunstwelt rund um Rocky Beach.
Und diese Kritik ist mir nicht als Schreiberin, sondern als Leserin
vor vielen Jahren gekommen - weshalb ich auch nur eher vorübergehend
ein Drei-???-Fan war. Als ich dann die Möglichkeit bekam, daran
etwas zu verändern, habe ich sie natürlich nicht ungenutzt
gelassen. Der Drogen-High-School-Plot in Dreckiger Deal war schon
in der allerersten Ideen-Liste vertreten und hat damals auch ordentlich
Punkte bekommen. Auch andere Geschichten haben einen sehr realen
Hintergrund. Zum Beispiel: Geheimnis der Särge - es ist tatsächlich
vor einigen Jahren in Schottland ein ganzes Schloss ausgeräumt
worden, und die Räuber haben die Kunstwerke den Besitzern zum
Kauf angeboten. Oder Dopingmixer; und Trickdiebe, die sich verhalten
wie in Spuk im Hotel, sind auch Realität. Es hat mir riesigen
Spaß gemacht, aus solchen Begebenheiten verzwickte und verwinkelte
Fälle für die Drei ??? zu stricken.
Viele liebe Grüße - für weitere Frage stehe ich
gern zur Verfügung. Und übrigens: Ich hab' nicht 15 sondern
16 Bücher geschrieben (10 davon gibt's sogar auf chinesisch!).
Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Stuttgart, 25.09.2001
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